„Auferstehung“ in Aufhausen: Werk von Künstler Gerhard Kadletz erinnert an das verschwundene Keramikgefäß

„Die Venus ist nach Hause zurückgekehrt, ist wieder daheim, wo sie auch hingehört,“ mit diesen Worten begrüßte Bürgermeister Josef Beham zahlreiche Gäste zur Einweihung des Kunstwerkes „Venus von Aufhausen“ am Radweg am Ortseingang, unter ihnen natürlich Künstler Gerhard Kadletz aus Kothingeichendorf, in bekannt blauem Outfit, mit Pisa-Schal, blauem Mantel und diesmal mit einem neuen Hut, in weiß und blau gestaltet. Besondere Gäste waren MdB Günter Baumgartner, MdL Dr. Petra Loibl sowie die beiden Grafen Max Georg von Arco auf Valley und Edward Graf von Montgelas, der bei einer Touristengrabung im Jahre 1997 das Artefakt entdeckt hatte.

Das Kunstwerk habe im Vorfeld durchaus für angeregte Diskussionen gesorgt, sagte der Bürgermeister. Auch im Marktrat war rege debattiert worden. Genau das sei letztendlich Kunst, wenn darüber diskutiert werde, stellte er erfreut fest. „Die Venus ist eine sehr geschichtsträchtige Figur, die seinerzeit unter der Begleitung vom seinerzeitigen Kreisarchäologen entdeckt worden war“ und lag in einer Abfallgrube, die für Archäologen im Regelfall viele kleine Schätze birgt, ob Keramik, Scherben, Tiergebeine oder eben das besagte Artefakt. Die Venus ist ein 6.000 Jahre altes Keramikgefäß in Menschengestalt.

Schlagzeilen bei Fund und Verlust

Zufällig schnappte ein Reporter die erfreute Aussage des Grabungsleiters auf, der dieses Fundstück sogleich als Venus bezeichnet hatte. Schon war die Namensgebung unwiderruflich in die Welt gesetzt, weil die Figur eben wie ein Frauenkörper aussehe. Die Venus war zu dieser Zeit ein beeindruckender archäologischer Fund für ganz Bayern. Versichert mit einer sechsstelligen Summe, wurde 2019 festgestellt, dass sie verloren gegangen war. Im Tresor des Landratsamtes fand sich nur eine Kopie, was ebenfalls für bayernweite Schlagzeilen gesorgt hatte.

Schließlich segnete Pfarrer Josef Jacek die Figur, die an die Schönheit und Vielfalt der Schöpfung erinnere. Er dankte dem Künstler für seine Kreativität und sein Engagement, dieses Werk zu schaffen. Es rufe „uns auf, Verantwortung für die Welt zu übernehmen und uns für die Schönheit und Vielfalt der Schöpfung einzusetzen.“

Was der Betrachter wahrnimmt

In seiner Eigenschaft als studierter Philosoph eingeladen, sprach MdL a.D. Erwin Huber heitere und nachdenkliche Worte. Ob die Figur von ihrem Äußeren eine echte Venus abgebe, ließ er dahingestellt. Wichtig sei, was der Betrachter wahrnehme. Dabei rückte Erwin Huber den Begriff der Venus in den Mittelpunkt, die auch kritische Gedanken zum Frauenbild oder Schönheitswahn anregen kann.

Fast pünktlich zur Begrüßung ging das Licht der Skulptur an. Das Werk hat Kadletz in raffinierter Weise umgesetzt. Wer das Werk umrundet, wird feststellen, dass von einer Seite die Blicke durch die lamellenartige Konstruktion schweifen, so dass die Skulptur fast unsichtbar wird, ein Erinnern an den Verlust. 90 Grad weiter schon ist die Figur wieder in ihrer Ursprünglichkeit zu erkennen, nach den Worten Kadletz’ die Auferstehung derselbigen. War das Original rund 32 Zentimeter groß, ist das Kadletz-Werk fast drei Meter hoch. Mit Unterstützung von vier Eichendorfer Firmen konnte die Skulptur Realität werden. Die 3D-Daten der Figur der Kreisarchäologie Dingolfing-Landau dienten dem Künstler bei der Umsetzung.

Landrat Werner Bumeder dankte dem Markt Eichendorf, dass dieser dem Kunstwerk zugestimmt und einen weiteren Blickfang geschaffen hat, um künstlerisch das Wertvolle aus der Frühgeschichte darzustellen gibt. „Hocherfreut“ zeigte sich der Künstler in seinem Schlusswort, in der er seine Intention nochmals darstellte. Besonders bedankte er sich bei allen, die ihn bei der Realisierung unterstützen. Insbesondere wies er auf das Schild mit Erklärung der Geschichte und dem integrierten QR-Code hin, der die Schaulustigen zusätzlich informiert.

„Den Leuten gefällt es gut“, meinte Gerhard Kadletz zum vollendeten Werk in einem kurzen Statement gegenüber der Landauer Neuen Presse. Neben ihm stand da gerade Heribert Heininger vom Dorfausschuss Aufhausen, der die Sicht bestätigte. Für ihn als Künstler sei es auch Aufgabe gewesen, auf den Verlust der originalen Venus von Aufhausen hinzuweisen und daraus künstlerisch etwas zu machen. Damals dachte er sich: „Das kann es ja nicht geben“, und so entschloss er sich, die Venus – eine neue Version davon - auferstehen zu lassen.

Text/Fotos: Christian Melis, Landauer Neue Presse

Venus 1

Venus 2